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Tipps

Vorlesen und Erzählen mit geflüchteten Kindern

Wie wähle ich passende Titel aus den Lese- und Medienboxen für Kinder mit Fluchterfahrung aus? Wie setze ich Vorleseaktionen in der Praxis um, auch wenn Kinder keine oder nur geringe Deutschkenntnisse haben? Antworten auf diese und viele weitere Fragen erhalten haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeitende in bundesweit allen Erstaufnahmeeinrichtungen sowie Akteure und Akteurinnen der am Projekt teilnehmenden Modellkommunen, wenn sie eines der kostenlosen Vorleseseminare der Stiftung Lesen zum Thema „Vorlesen und Erzählen mit geflüchteten Kindern“ besuchen.

Ein Mädchen sieht sich einen Schmetterling durch eine Lupe an, darunter steht der Titel des Abschlussberichts
© Stiftung Kinder forschen

Das Programm

"Lesestart: Weil uns Lesen weiterbringt" ist ein bundesweites Projekt, das zum Ziel hat, Kinder mit Fluchterfahrung nachhaltig beim spielerischen Deutschlernen zu unterstützen. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert und von der Stiftung Lesen durchgeführt.

Das Projekt „Lesestart: Weil uns Lesen weiterbringt“

Anfang 2022 ist das dreijährige Projekt mit dem Ziel gestartet, 0- bis 10-jährige Kinder mit Fluchterfahrung nachhaltig beim spielerischen Deutschlernen zu unterstützen.

Hierzu kooperiert die Stiftung Lesen bundesweit mit allen Erstaufnahmeeinrichtungen und fünf kommunalen Modellregionen. Projektmaterialien, zielgruppengerechte Medien und Fortbildungsveranstaltungen für Multiplikatoren und Multiplikatorinnen sollen neu angekommene Familien mit Vorlese- und Erzählangeboten erreichen und sprachfördernd begleiten. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Was macht „Lesestart: Weil uns Lesen weiterbringt“?

Kinder, die mit Büchern und Geschichten aufwachsen, lernen später besser lesen und haben mehr Spaß daran – das gilt für alle Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Bildungshintergrund. Doch speziell geflüchtete Kinder unterstützt „Lesestart: Weil uns Lesen weiterbringt“ auf vielfältige Weise:

  • Das Herzstück des Projekts sind die „Lesestart-Sets“, die geflüchtete Kinder geschenkt bekommen: In bunten Stofftaschen steckt für die 2- bis 6-jährigen Kinder mit Fluchterfahrung ein Wimmelbilderbuch und für die 6- bis 9-Jährigen ein Comicbilderbuch sowie eine Postkarte für die Eltern mit Informationen zum Vorlesen und Erzählen.
  • Mitarbeitende in den Erstaufnahmen erhalten Boxen mit Büchern und Spielen für 0- bis 10-jährige Kinder, um die Spielzimmer und Betreuungsangebote für Kinder zu bereichern. Dazu gibt es Broschüren mit passenden Aktionsideen, die gleichzeitig Abwechslung bringen und zum Sprechen anregen. Die Broschüren können Sie sich kostenfrei hier herunterladen. Mit einem eigens konzipierten Seminarprogramm zum Thema „Vorlesen und Erzählen mit geflüchteten Kindern“ werden haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende in Erstaufnahmeeinrichtungen sowie kommunale Akteur/-innen in den Modellregionen unterstützt.

Wir waren bei einem der Seminare in Köln mit dabei und haben Tipps und Tricks der Referentin Christine Sinnwell-Backes mitgebracht:

Welche Bücher eignen sich gut zum Vorlesen, wenn die Kinder noch nicht so gut Deutsch sprechen?

  • Bilderbücher mit wenig Text und aussagekräftigen Illustrationen, aber auch textfreie Bücher, in denen mit Bildern eine Geschichte erzählt wird.
  • Besonders viele Kinder hören gerne Geschichten über Tiere sowie magische und abenteuerliche Geschichten – auch wenn noch nicht alles verstanden wird.

Wie schaffe ich eine ruhige Atmosphäre?

Die Vorleseexpertin empfiehlt: "Schaffen Sie einen Einstieg und einen Schluss." Einige weitere Ideen für das Vorlesen vor lebhaften Gruppen und in unruhiger Umgebung:

  • Fragen Sie sich: Was braucht meine Gruppe?
  • Richten Sie die Vorleseecke gemütlich ein, wenn möglich, zum Beispiel mit einigen Kissen oder Tüchern.
  • Schaffen Sie Rituale. Beginnen Sie das Vorlesen pünktlich und erklären Sie den Kindern, dass pünktlich begonnen wird. Schließen Sie die Tür, sobald das Vorlesen beginnt. 
  • Beginnen Sie bei aktiven Kindern mit einem bewegten Einstieg, zum Beispiel mit einem Schüttellied, das dann in die Ruhe führt.
  • Schaffen Sie Aufmerksamkeit, zum Beispiel mit einer Märchenkiste, die Gegenstände enthält, die in der Geschichte vorkommen. Jedes Kind bekommt einen Gegenstand und zeigt ihn, wenn er genannt wird.
  • Stellen Sie die Kommunikation in den Vordergrund der Vorlesestunde: Binden Sie die kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer durch Fragen mit ein oder kombinieren Sie den vorgelesenen Text mit Aktionen wie Singen, Tanzen, Nachspielen und Malen.

Ein Seminar, wie er im Buche steht

Am Ende des Tages gehen die Teilnehmenden mit vielen hilfreichen Tipps nach Hause. "Der Workshop hat mir mit den vielen praktischen Ideen sehr geholfen und dazu ermutigt, auch 'schwerere' Bücher zu verwenden. Das Buch 'Der Besuch' hatte ich bereits in der Hand und dann weggelegt. Jetzt habe ich eine Idee, wie ich es für das dialogische Vorlesen nutzen kann", so Alexander, einer der Teilnehmer. Und Barbara, die daneben steht, ergänzt: "Es müsste viel mehr Fortbildungen geben, denn wenn die Vorleser gut sind, bleiben die Kinder dabei."

Weitere Tipps zum Vorlesen

Weitere nützliche Tipps und Empfehlungen finden Sie auf der Website des Projekts „Lesestart: Weil uns Lesen weiterbringt“. Auch auf der Website der Stiftung Lesen finden Sie in der Mediendatenbank viele verschiede Medientipps und Anregungen für passende Aktionsideen.