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Interview

Erzieherinnen und Erzieher als Sprachvorbild

Dr. Galina Putjata ist Sprachwissenschaftlerin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Münster und engagiert sich beim Kinder- und Elternzentrum "Kolibri" e.V. in Dresden: In Fortbildungen, die das Zentrum anbieten, lernen Erzieherinnen und Erzieher und Lehrerinnen und Lehrer, was sie im Umgang mit Mehrsprachigkeit beachten müssen.

Neben Ihrer Lehrtätigkeit an der Uni Münster sind Sie wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Kinder- und Elternzentrum "Kolibri" e. V. in Dresden. Warum engagieren Sie sich hier?

Porträt der Sprachwissenschaftlerin Dr. Galina Putjata
© Matthias Popp
Dr. Galina Putjata ist Sprachwissenschaftlerin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Münster.

Dr. Galina Putjata: "Mir sind Nachhaltigkeit, Wissenstransfer und Verbreitung sehr wichtig. Ich möchte Erkenntnisse aus der Forschung so aufbereiten, dass sie da ankommen, wo sie wirklich gebraucht werden – in der Praxis."

In der jüngeren Vergangenheit wurde viel über die Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern diskutiert, vor allem auch im Hinblick auf die Integration von Flüchtlingen. Welchen Stellenwert nehmen Erzieherinnen und Erzieher bei der Integration von geflüchteten Kindern ein?

Erzieherinnen und Erzieher übernehmen eine wichtige Rolle bei der Integration geflüchteter Kinder.

G. P.: "Erzieherinnen und Erzieher übernehmen eine wichtige Rolle bei der Integration geflüchteter Kinder. Bei Neuzugewanderten muss neben der Familiensprache auch in der deutschen Sprache ein präzises und vielfältiges Sprachangebot gesichert sein. Und dies kann in einer kontextgebundenen, natürlichen Form am besten im Kita-Alltag von der Erzieherin als Sprachvorbild geleistet werden."

Haben sich die Anfragen und Bedürfnisse der pädagogischen Fach- und Lehrkräfte vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingssituation geändert?

G. P.: "Quantitativ stellt die Neuzuwanderung keine Herausforderung dar, aber qualitativ fühlen sich die Fachkräfte oft von der neuen sprachlichen Vielfalt überfordert. In den Einrichtungen, die sich auf die sprachliche Vielfalt bereits eingestellt haben, stellt das aktuelle Thema hingegen kein Sonderanliegen dar. Neu zugewanderte Kinder müssen hier nicht zusätzlich integriert werden, sondern sind ein selbstverständlicher Bestandteil des Alltags."

Die Rahmenbedingungen für die Flüchtlingsarbeit und die Akzeptanz in der Bevölkerung sind regional unterschiedlich. Das "Kolibri-Projekt" ist in Dresden angesiedelt. Wie sind Ihre Erfahrungen in dieser Hinsicht?

G. P.: "Selbstwirksamkeit ist hier das Schlüsselwort. Viele haben das völlig berechtigte Bedürfnis, die Lage im Griff zu haben. Wenn die Fachkräfte ganz praktisches Werkzeug an die Hand bekommen, zum Beispiel wie man mehrsprachige Bücher zur Förderung aller Kinder in den Alltag nebenbei einbezieht; wenn sie in der Praxis ausprobieren, wie man dadurch bei Kindern den Umgang mit Neuem üben oder die Faszination für Sprachen wecken kann; wenn sie die Gelegenheit haben, sich mit anderen über erste Erfolgserlebnisse auszutauschen, sinkt die Angst vor Unbekanntem."

Mehrsprachige Kinderbücher online:

  • AMIRA ist ein kostenloses Leseprogramm für Grundschüler in neun Sprachen. Gefördert wird es vom Staatsminister für Kultur und vom Familienministerium.
  • Die Geschichten des Projektes "Bilingual Picturebooks" können kostenlos in zwei gewünschten Sprachen heruntergeladen und dann ausgedruckt werden. Die Bücher wurden gemeinsam mit Kindern gestaltet und geschrieben. Kirsten Boie und Julia Donaldson sind zwei prominente Förderer des Projekts.

Mehr zum Thema

Das vollständige Interview erscheint in der aktuellen Ausgabe unserer Kita-Zeitschrift "Forscht mit!" (Ausgabe 01/2017).

Eine Münchner Kita macht vor, wie man Mehrsprachigkeit zu einem Vorteil umwandelt. Weitere Informationen finden Sie in dem Praxisbeispiel "Mehrsprachigkeit als Chance".