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Tipps

Was tun mit rassistischen Eltern?

Bei Integration liegt der Fokus oft auf zugezogenen Mädchen und Jungen und ihren Eltern. Doch was, wenn einheimische Eltern Fach- und Lehrkräften die Integration neuer Kinder erschweren? Tipps von Rechtsextremismus-Expertin Heike Radvan.

Ein Team sitzt am Tisch zusammen und bespricht sich
© Stiftung Kinder forschen
Es gilt, im Team eine Haltung zu entwickeln

Die Expertin

Prof. Dr. Heike Radvan hat Soziale Arbeit in Berlin studiert und war von 2002-2017 für die Amadeu Antonio Stiftung in den Bereichen Praxisforschung und Projektentwicklung tätig. Seit 2011 war sie verantwortlich für den Aufbau und die Leitung der Fachstelle Gender und Rechtsextremismus der Stiftung. Seit 2017 ist Heike Radvan Professorin für Methoden und Theorien Sozialer Arbeit an der Brandenburgisch-Technischen Universität in Cottbus.

Ein Vater aus dem Elternbeirat äußert sich gegenüber Erzieherinnen negativ über neue Kinder in der Kita, die mit ihren Eltern nach Deutschland geflohen sind. Eine Mutter gibt ihrem Sohn beim Bringen den Hinweis mit, sich von "Kanakenkindern" fernzuhalten. Ein Mädchen verziert ihre Bilder regelmäßig mit Hakenkreuzen. Soll eine Fachkraft die Eltern damit konfrontieren oder dem Kind bestimmte Zeichnungen verbieten?

Die Erziehungswissenschaftlerin und Rechtsextremismus-Expertin Heike Radvan von der BTU Cottbus findet es entscheidend, sich zunächst im Team über die eigene Haltung klarzuwerden: "Es hilft, wenn es ein demokratisches Leitbild in der Einrichtung gibt, auf das sich alle verständigen können. Hier kläre ich: Wann ist eine Aussage rassistisch? Wann fängt eine Diskriminierung an? Wann sind Positionen problematisch? Das Team muss sich pädagogisch einig sein, wie es intervenieren möchte."

Einigkeit im Team

Radvan empfiehlt, zwischen rechtsextremistisch organisierten Eltern und Eltern zu unterscheiden, die alltagsrassistische Meinungen vertreten. Im ersten Fall sei es wichtig, sich eine Strategie im Sinne des Kindeswohls zu überlegen: "Erst einmal würde ich davon ausgehen, dass auch diese Eltern das Beste für ihr Kind wollen. Aber gleichzeitig sage ich klar: Ich teile Ihre Position nicht. Darüber hinaus überlege ich, wie ich das Kind unterstützen kann, damit es alle Chancen hat, eine eigene Perspektive zu entwickeln."

Bei Alltagsrassismus sei es hingegen elementar, die Sensibilität im Team zu stärken. Pädagoginnen und Pädagogen stünden klar in der Verantwortung, sich zu positionieren: "Es reicht eben nicht, dass an der Tür 'Kita gegen Rassismus' steht. Es muss eine Haltung zu spüren sein und eine Bereitschaft, sich gegenseitig im Team zu unterstützen."

Eine Haltung muss zu spüren sein

Eine solche Haltung zu entwickeln und spürbar zu machen koste Zeit, die man sich aber nehmen sollte, sagt Radvan. Notfalls mit externen Experten. Wer die nicht zur Hand hat, für den hat zum Beispiel die Jugendstiftung Baden-Württemberg die Broschüre "Kita-Beratung zur Demokratieförderung" herausgegeben. Sie enthält unter anderem einen Leitfaden für einen Workshop, der das Team befähigen soll, konkret auf problematische Situationen einzugehen.