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Praxisbeispiel

Mit Vitamin C in Interkulturelles Lernen einsteigen

Zitronen eignen sich wunderbar zum Experimentieren. Sie können aber auch für eine erfahrungsbasierte Übung für Interkulturelles Lernen genutzt werden. In der Übung "Vitamin C" steht das C für "Cultural Comptence" und thematisiert Stereotype und Vorurteile.

Viele Zitronen liegen übereinander
© pixabay
Jede Zitrone sieht anders aus

Beschreibung

Bringen Sie Zitronen mit in die Schulklasse und zeigen Sie diese den Schülerinnen und Schülern. Überlegen Sie gemeinsam, welche Eigenschaften Zitronen haben: Zitronen sind oval, gelb, sauer, voller Vitamin C. Nun bekommen je zwei Kinder eine "eigene" Zitrone, die sie zwei bis drei Minuten lang genau anschauen und "kennenlernen". Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler auf Besonderheiten der Zitrone achten, zum Beispiel deren Form, Flecken oder Furchen. Anschließend werden alle Zitronen zurück in einen Korb gelegt. Mischen Sie die Zitronen und bitten Sie die Schülerinnen und Schüler unter all den vielen Zitronen ihre "eigene" wiederzufinden. Ist das möglich?

Auswertung

Überlegen Sie gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern: War es schwierig oder einfach, die eigene Zitrone wiederzufinden? Und haben die Schülerinnen und Schüler es geschafft, ihre Zitrone unter all den anderen zu entdecken? Welche Strategien nutzten die Kinder?

Transfer

Es geht in dieser Übung um ein genaues Hinsehen. Darum, nicht von ersten Beobachtungen oberflächlicher Merkmale Einiger auf Alle zu schließen und somit voreilig zu kategorisieren und zu urteilen. Auf den ersten Blick sehen alle Zitronen gleich aus, aber jede ist verschieden.

Assoziationen und Kategorisierungen reichen nicht aus, um die Individualität eines Menschen zu beschreiben. Auch im Alltag passiert es, dass Menschen in Schubladen gesteckt werden, zum Beispiel auf Grund schneller Assoziationen und reduzierter Beschreibungen äußerer Merkmale wie Aussehen, Kleidung oder Sprache. Doch diese Verallgemeinerungen werden der Individualität eines einzelnen Menschen nicht gerecht.

Daher ist es wichtig, seine eigenen Schubladen zu reflektieren. Denn jeder Mensch gehört zu ganz verschiedenen Gruppen (zum Beispiel Familie, Sportverein, Schulklasse), die einen Teil der eigenen Persönlichkeit prägen.

Chancen und Herausforderungen

Die Übung eignet sich besonders gut für die Sensibilisierung von jungen Menschen mit wenig interkultureller Erfahrung und spricht gerade Grundschulkinder durch das Einbinden mehrerer Sinne an. Passend wäre die Übung zum Beispiel, wenn zuvor das Thema Vorurteile mit der Klasse behandelt wurde oder es einen Vorfall in der Klasse/Schule im Zusammenhang mit Vorurteilen oder Diskriminierung gab. Die Übung hat durch ihren erfahrungsbasierten Ansatz einen hohen Erinnerungswert. Empfohlen ist die Übung für Schülerinnen und Schüler der Klassen 3-6.

Die Ideengeberin

Wiebke Hoffmann ist interkulturelle Trainerin und Beraterin bei InterCultur in Hamburg. Sie hat Sonderpädagogik und interkulturelle Pädagogik studiert und absolvierte ihr Referendariat an einer Berliner Förderschule. Sie hat für die Robert Bosch Stiftung in Changchun (China) und Berlin gearbeitet und Stipendiaten aus Russland, Zentralasien und China betreut. Im Live-Interview hat sie weitere Übungen und Hintergründe zu Interkultureller Kompetenz mit uns geteilt.