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Praxisbeispiel

Leseförderung: Kultur entdecken und Geschichte(n) schreiben

Beim Projekt "Was ist denn heut bei FUNDUS los?" entdecken Mädchen und Jungen Natur und Heimat mit allen Sinnen – und dem Tablet. Die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam und der Fröbel-Hort "Sausewind" boten das kreativ-künstlerische Leseförderprojekt für sieben- bis elfjährige Kinder in den Sommerferien an.

Kinder fotografieren ein altes Gebäude mit einem Tablet
© Kristina Tschesch
Die Kinder erkunden Potsdam mit dem Tablet

Die Projektidee

"Unser Anliegen war, draußen im Freien zu sein und unsere Umwelt zu entdecken. Und das mit analogen und digitalen Medien, die wir verwenden, nutzen und weiterverarbeiten," erklärt Ronald Gohr. Er ist Projektleiter an der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam und leitet das Ferienprogramm, das Leseförderung im Rahmen des Projekts "Total Digital! Lesen und erzählen mit neuen Medien" für deutsche und geflüchtete Kinder anbietet.

Das Motto des Programms lautet "Was ist denn heut bei FUNDUS los? Potsdamer GeschichtenFUNDE auf Reisen". Insgesamt 16 Kinder zwischen sieben und elf Jahren verbringen dafür eine Woche gemeinsam auf Entdecker-Exkursion in und um das Potsdamer Schloss Babelsberg. Gemeinsam entdeckt die heterogene Gruppe ihre Heimat – und eine Schatzkiste. In dieser verbergen sich zahlreiche Requisiten, etwa ein historisches Rezept, ein Edelstein, ein Fächer, ein alter Zeitungsartikel oder ein Kompass.

Kinderhände untersuchen ein altes Foto in einer Kiste
© Kristina Tschesch
Die Jungen und Mädchen entdecken eine Schatztruhe

Welche Geschichte hat ein Gegenstand zu erzählen? Welche Vergangenheit könnte er haben? Jedes Objekt spricht ein anderes Kind an. Im ersten Schritt entscheidet sich daher jedes Kind für einen Gegenstand, lässt sich von ihm inspirieren und denkt sich eine Geschichte zu ihm aus.

Bei Führungen in und um das historische Babelsberger Schloss und bei der Recherche in der Bibliothek versuchen die Kinder außerdem mehr über die Dinge aus der Schatzkiste herauszufinden. In kleinen Gruppen schreiben die Kinder schließlich insgesamt drei Geschichten, in denen die Gegenstände eine Rolle spielen. Das Ende aber lassen sie offen.

Das Tablet künstlerisch nutzen

Zu jeder Geschichte in einem Buch gehört auch eine entsprechende Illustration. Passend zur Filmstadt Babelsberg machen die Kinder an Originalorten rund um das Schloss Fotos mit den Requisiten und nehmen kurze Filmsequenzen auf. Dafür nutzen sie das Tablet. Die professionelle Filmemacherin Kristina Tschesch begleitet die Kinder und steht ihnen bei der Umsetzung ihrer Ideen zur Seite.

"Mit 'Total Digital!' möchten wir Kindern nicht nur Freude am Lesen und an Geschichten vermitteln, sondern auch ihren Umgang mit digitalen Medien fördern, dabei kreative Wege gehen und neue Zugänge zu Kunst und Kultur schaffen", erklärt Ronald Gohr. "Die Mischung macht's. Wichtig ist, eine Ausgewogenheit zwischen digital und analog zu schaffen, die digitalen Medien da einzusetzen, wo es Sinn macht und sie einen Mehrwert bieten. Und das ist in unserem Fall ein künstlerisch-literarischer."

Eine Kinderhand bemalt ein ausgedrucktes Foto
© Kristina Tschesch
Das ausgedruckte Foto wird weiter bearbeitet

Frei und künstlerisch werden die Geschichten dann auch mit den gemachten Fotos illustriert. Dazu drucken die Kinder Schwarzweiß-Fotos in DIN A2 aus, verfremden sie farblich, ergänzen oder bekleben sie.

Als Ergebnis werden die entstandenen Entdeckergeschichten, Fotos und Collagen in einem großen bunten Entdecker-Fund-Buch veröffentlicht. Im September gibt es dann eine große Abschlussparty für die Kinder und ihre Eltern.

Die Geschichte geht weiter

Doch ist das das Ende? Nein, denn die Aktion geht weiter:  "Sinn und Zweck des offenen Endes ist, diese Geschichten an einen anderen Hort in Deutschland zu schicken mit der Aufforderung: Schreibt weiter! Entdeckt auch eure Umwelt, eure Kultur und die Geschichte eurer Stadt oder Kommune. Schreibt Geschichten und schickt auch diese weiter. Wir wollen dann in zwei Jahren vielleicht in Potsdam zusammenkommen und herausfinden, was dabei herausgekommen ist", sagt Ronald Gohr.

Über das Projekt

Das Projekt "Total Digital!", zu dem "Was ist denn heut bei FUNDUS los" gehört, ist initiiert vom Deutschen Bibliotheksverbands e.V. und wird im Programm "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Mit dem Vorgänger-Projekt "Wie kommt das W in den Baum? Eine Buchstabenreise durch Potsdam" wurden die Macher und Kinder im vergangenen Herbst mit dem "Deutschen Lesepreis 2017" ausgezeichnet.